Ein großes Dankeschön gilt meinem guten Freund Jonas (Autor dieses Gastartikels) der seinen Blog aufgegeben hat, um sich gezielter auf die Finanzbranche zu konzentrieren. Kommentare und Anmerkungen werde ich selbstverständlich weitergeben.
Wenn Europäer über den Islam nachdenken, dann sehen sie vor ihrem geistigen Auge unterentwickelte Länder, Diktatoren, vorzeitliche Gesetzgebung, Krieg, Terror und zahlreiche negative Dinge. Viele Dinge aus dem Nahen Osten werden verständlicherweise mit dem Islam gleichgesetzt. Der Islam ist in Vorderasien zumeist Staatsreligion, ist dort am weitesten verbreitet und Islamisten nutzen den Islam, um ihre eigenen verdrehten Ideologien zu entwerfen. Die Menschen in Europa denken immer weniger nach. Google, Wikipedia und Facebook setzen einem das Wissen in hirngerechten Happen vor. Wir haben uns an leichte Informations-Kost gewürzt mit ein wenig Enterteinment gewöhnt. Kurze Artikel für komplexe Themen. Extreme Schlagzeilen für alltägliche Geschichten. Nachdenken tun die wenigsten. Wissen wird nicht hinterfragt, sondern angenommen und geglaubt oder nicht. Es gibt nur richtig oder Lügenpresse. Keiner sucht die Wahrheit dazwischen. Warum auch? Es ist viel angenehmer nicht nachzudenken und im Internet nur das zu lesen, was der eigenen Meinung entspricht.
Und so hat sich in Europa die Meinung festgesetzt, dass der Islam eine Gefahr darstelle und nicht zu Europa passe. Der Islam lehne Demokratie und Freiheit ab und sei eine Gefahr für unsere Werte. Inwiefern Rassismus, Flüchtlingsheime anzünden und Intoleranz gegenüber Schutzsuchenden ein Teil der wohl verteigten europäischen Werte ist muss an einer anderen Stelle diskutiert werden. Ich möchte in diesem Beitrag auf die Frage eingehen ob der Islam zu Europa passt oder ob die Kritiker recht haben, dass unsere aktuellen Strukturen mit denen der Religion kollidieren.
Verzerrtes mediales Bild
Woher kommt das Bild des gefährlichen und weltfremden Islam? Aus den Medien! Wir sehen Diktaturen, welche Frauen jegliche Rechte absprechen und Straftäter geißeln, steinigen und hängen. Wir hören von Terroristen und Anschlägen. Wir lesen von instabilen Ländern, Rebellen, Krieg und Revolution. Alles wirkt chaotisch, instabil und gefährlich.
Auf der einen Seite erleben wir die heutigen Zeiten weitaus intensiver als früher. Es ist eine falsche Wahrnehmung, dass wir extremer Gefahr von Islamisierung, Terrorisierung oder bevorstehenden Bürgerkriegen ausgesetzt sind. Heutzutage lebt es sich in Europa sicherer denn je. Wir sind reicher, gesünder und sicherer. Durch die Technologisierung fühlt es sich jedoch anders an. Wir lesen öfter von Gefahren. So wirkt es als wenn es mehr Gefahren gibt. Wir erfahren schneller von Gefahren und Gefahrenherde, wie der Nahe Osten, sind durch die Geschwindigkeit der Flugzeuge, gefühlt nicht mehr weit entfernt. Regionen, welche früher monatelanger Reisen erforderten sind heute unser Vorgarten. Und in unserem Vorgarten herrscht plötzlich Krieg. Medial wirkt alles schlimm. Real ist es das nicht.
Auf der anderen Seite vermischen die Leser Religion und Gräultaten oft. Was hat ein Diktator mit einer Religion zu tun? Handeln Assad, Hussein und andere im Namen des Islam? Eher weniger. Was haben Islamisten mit dem Islam zu tun? Es sind Gruppierungen, welche den Inhalt des Islam verdrehten, fehldeuten und missverstehen. Sie sind nicht der Islam. Es sind mental verwirrte Personen. Das erkennen wir bereits daran, dass sich ihre Konzepte und Sichtweisen nicht frei durchsetzen, sondern mit Gewalt durchgesetzt werden müssen. Viele Gräultaten in Vorderasien werden mit dort dominierenden Islam gleichgesetzt. Doch ist die Demokratie schlecht, wenn die USA im Namen der Demokratisierung völkerrechtswidrige Kriege und zehntausenden Toten durchführen? Nein, nicht die Demokratie ist schlecht, sondern die Entscheidung der USA. So ist auch nicht der Islam schlecht, wenn einzelne Gruppierungen und Personen diesen für ihre verirrten Aktionen missbrauchen.
Islam gegen Islam
Die Angst geht um. Terroristen kämpfen gegen den Westen. Unsere Medien berichten täglich über Anschläge und den IS, den Krieg den Terror und dem Jihad, als heiligen Krieg gegen Ungläubige. Doch hierbei ist zu beachten, dass der Jihad kein Krieg gegen den Westen oder Andersgläubige ist, sondern eine Art Verteidigung gegen Überfällige, welche damals, als der Islam vor über 700 Jahren entstand, zumeist von Ungläubigen bzw. Andersgläubigen ausging.
90% der Konflikte basiert auf Islam gegen Islam. Sunniten gegen Schiiten. Die wenigsten Kriege und Anschläge richten sich gegen den Westen. Täglich gibt es in der islamischen Welt von Indonesien bis Tunesien um die halbe Erdkugel Anschläge. Täglich werden Kriege unter Muslimen geführt. Aktuell in Syrien und im Yemen. Der Islam ist gegen den Westen? Nein. Im Westen wird lediglich zu 90% von der Gefahr für den Westen berichtet. Medial haben wir ein verzerrtes Bild vor Augen.
Welchen Islam meinen wir?
Islam ist für uns der Nahe Osten. Wenn es um den Islam geht, dann geht es zu 95% um Vorderasien. Dabei leben nur 1/6 der Muslime in Vorderasien. Die meisten Muslime leben in Asien. In Indien, Pakistan, Indonesien und Bangladesch. Die meisten Muslime leben in Demokratien, unterstützen Demokratie und Freiheit. Der Islam ist gefährlich? Wirklich? Zerstört der Islam Indien? Indonesien? Bangladesch? Wird dort gesteinigt und unterdrückt? Sind diese Länder in der Entwicklung zurückgeblieben? Indien ist die größte Demokratie weltweit und eine der aktuell wirtschaftlich am besten laufenden Volkswirtschaften. Die meisten Menschen haben ein falsches Bild vom Islam, verdrehen die Tatsachen und sind einfach zu faul sich umfangreiche Informationen zu beschaffen. Sie lassen sich von Bild, Spiegel und Brennpunkt am Abend die Welt erklären. Eine Welt mit vielen Wänden und wenig weitsicht. Man muss sich Mal überlegen, was es für eine kümmerliche Existenz ist in einer Welt zu leben, die friedlicher, reicher, gesünder und sicherer denn je ist, aber selbst gedanklich täglich Angst vor Gefahren zu haben, die kaum existent sind. Eine durchaus düstere Welt, die es nicht gibt.
https://www.youtube.com/watch?v=3Y3RHztJAhQ
Abrahamitische Religion
Passt der Islam zu Europa? Passen dessen Werte zu den europäischen? Woher kommen die europäischen Werte? Sie entwickelten sich aus Philosophien und dem Christentum. So bilden sich auch viele Gruppierungen, welche die europäische Kultur und das Abendland beschützen wollen. Sie fürchten sich vor der Islamisierung des christlichen Europas. Das ist Schwachsinn!
Wie gesagt denken Menschen nicht mehr nach. Sie fragen sich nicht „stimmt das, was ich denke?“. Sie recherchieren nicht. Würden sie es tun, so würden sie herausfinden, dass komischerweise Moses, Jesus und Abraham auch im Islam vorkommen. Jesus kommt im Islam vor? Ist er nicht Teil des Christentums? Mal ganz abgesehen davon, dass Jesus Jude war kann man nun feststellen, dass Judentum, Christentum und Islam abrahamitische Religionen sind. Alle drei berufen sich auf Abraham als Gründer bzw. Stammvater.
Der Islam und das Christentum sind ähnlich. Es sind zwei verschiedene Strömungen basierend auf dem gleichen Ursprung. So grausam manche Stellen in Koran (Gottes Wort) und Hadith (Mohammeds „Wort“) sind, so grausam ist auch das alte Testament. In beiden Religionen geht es jedoch um Frieden, gesellschaftliche Ordnung und Nächstenliebe. Wenn christliche Europäer den Islam als nicht kompatibel zu Europa beschuldigen, so sagen sie sich irgendwie auch vom Christentum los, oder? Immerhin sind die Wertesysteme ähnlich und gleichen Ursprungs.
Religion muss interpretiert werden
Religionen basieren auf jahrhunderte- bis jahrtausendealte Schriftstücke. Die meisten Erzählungen sind im Kontext der damaligen Zeit zu sehen. Damals gab es beispielsweise keine Gesetzgebung und keine Menschenrechte. Gottes Gesetze waren der einzige gesellschaftliche Ansatz wie man das Zusammenleben ordnet und regelt. Heutzutage haben wir staatliche Gesetzgebung und internationale Institutionen. Göttliche Gesetze wirken fremd und unkompatibel. Religion muss interpretiert werden. Es gibt kein schwarz und weiß, gut und schlecht, gefährlich oder passend. Es ist eine Sache der Auslegung.
Durchaus besteht ein Problem, dass in autorität geführten Staaten immernoch viele komische Dinge ablaufen. Rechtliche Unsicherheit, Homophobie, Übergriffe, fehlende Rechte für Frauen. Doch liegt dies am Islam? Im christlich orthodoxen Russland sieht es ähnlich aus. Es ist ein Mix aus Religion und machthungrigen Diktatoren, welcher zu einer falschen Auslegung und dem Konstruieren eines schlechten Systems führt. Der Islam kann jedoch zu Europa passen. So ist er auf Balkan auch bereits in Europa seit jahrhunderten vertreten. Wer den Islam als nicht passend bezeichnet hat sich nicht informiert und deckt mit solchen Aussagen lediglich sein eigenes Unwissen auf.