Bei bevorstehenden Veränderungen nehmen wir uns häufig zu viel vor. Nach dem Motto: Wenn schon Veränderung, dann richtig! Sie wollen mal wieder joggen und setzen sich gleich den New York Marathon als Ziel?

Ziele sind gut und wichtig, da sie uns motivieren und unsere Persönlichkeitsentwicklung forcieren. Ist das Ziel aber zu hoch, weitet sich die Schere zwischen Ziel und Machbarkeit. Die Folgen sind Frust, schnelles Aufgeben oder erst gar nicht Anfangen. Oft geben wir Dinge auf, weil wir sie uns entweder nicht zur Gewohnheit gemacht und schnell wieder vergessen haben, oder weil wir uns deren stetige Fortsetzung einfach nicht zutrauen. Dieses mangelnde Selbstvertrauen basiert nicht selten auf zu hohen Ansprüchen. Zum Beispiel:

Ich möchte mich gesünder ernähren. Ab morgen nur noch gesundes Essen, keine Süßigkeiten, jeden Abend selber kochen mit frischen Zutaten, kaum Fleisch…“.

Ich möchte meditieren. Es wird doch nicht so schwer sein, sich dafür jeden Morgen 45 Minuten Zeit zu nehmen. Ich verbinde dies mit einem grünen Tee, einem entspannten Morgen und einem frisch gepressten Orangensaft“.

So oder so ähnlich setzen wir uns häufig zu hohe Ziele. Eine dauerhafte Umsetzung macht uns dann selten Spaß, und unser Frust führt zur Kapitulation. Diese löst eine Spirale von mangelndem Selbstvertrauen aus. Ein Abend vor dem Fernseher mit Pizza und Alkohol erscheint nicht schlechter als persönliche Weiterentwicklung, Freundschaften, Sport oder die eigene Karriere. Doch werden einzelne Verhaltensweisen dieser Art schnell zu festen Gewohnheiten – oft schleichend und unbemerkt. Kurzfristig mag dies keinen negativen Effekt haben, langfristig aber gravierend. Wir sind uns der sekundären (langfristigen) Konsequenzen unserer primären (kurzfristigen) Entscheidungen zu wenig bewusst.

Egal, was Sie sich vorgenommen haben, stellen Sie sich zu Beginn die Frage: Was ist die EINE Sache, die ich jetzt und dauerhaft umsetzen kann, um mein Veränderungsziel zu erreichen?

Dabei ist die Größe des Machbaren völlig unwesentlich. Was zählt, ist einzig das tatsächliche Tun. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Auch die Wissenschaft bestätigt: Wenn wir etwas gezielt erledigt haben, springt das Belohnungszentrum im Gehirn an und schüttet Neurotransmitter wie Dopamin aus, die Glücksgefühle auslösen.

Aber Achtung: Wenn Sie anderen nur von Ihren Plänen und Zielen erzählen, täuschen Sie sich selbst und suggerieren schon eine erste, falsche Belohnung und Zufriedenheit und bekommen Anerkennung und Zuspruch für etwas, das Sie noch gar nicht angefangen haben. Halten Sie es dann nicht durch, setzt auch bei Ihrem Umfeld ein gefährlicher Abnutzungseffekt ein: Glaubt Ihnen Ihr Umfeld nicht mehr, glauben Sie sich erst recht nicht mehr.

Nichts wird besser, solange wir es nicht regelmäßig tun. Die wesentlichen Eckpfeiler erfolgreicher Veränderung sind:

TUN – das Machen entscheidet über Erfolg und Misserfolg.

MACHBARKEIT – Ziele und Veränderungen müssen lebbar im Alltag sein und dürfen in Teilziele heruntergebrochen werden.

KONTINUITÄT – nur durch eine regelmäßige Taktung gelingt der Transfer von neuem Verhalten in den Alltag.

 

 

Kaizen-Methode

Hilfreich ist die sogenannte Kaizen-Methode aus Japan. Das Wort „Kaizen“ kommt aus dem Japanischen und setzt sich aus „Kai“ („Veränderung“) und „Zen“ („Weisheit“ bzw. in diesem Zusammenhang „zum Besseren“) zusammen. Die Philosophie dahinter: Jeden Tag zur selben Zeit widmen wir uns genau 1 Minute lang einer ganz bestimmten Sache, die wir unbedingt tun und in unseren Leben integrieren möchten. Kaizen beschreibt die japanische Lebens- und Arbeitsphilosophie, nach der eine Verbesserung in einer schrittweisen, punktuellen Perfektionierung oder Optimierung erfolgt. Besser täglich für eine Minute lesen, als sich gleich die drei wichtigsten Bücher für jeden Monat vorzunehmen. Gelingt uns die tägliche 1-Minuten-Technik Kaizen, können wir das tägliche Pensum z.B. auf 5 Minuten erhöhen. So setzen Motivation und Selbstvertrauen ein, und wir gewinnen Sicherheit und Spaß an der Umsetzung.

Es geht also wirklich ums Tun! Praktisch heißt das:

Wie viele Seiten Ihres Buches können Sie realistisch und ohne Probleme pro Tag lesen? Eine? Legen Sie los!

Wie lange können Sie täglich meditieren, damit Sie Ausgleich und Erholung erzielen? Fangen Sie an!

Wichtig sind dabei vor allem drei Faktoren:

  1. Fangen Sie an! Das Handeln entscheidet über Erfolg oder Misserfolg.
  2. Tun Sie es regelmäßig! Am besten mit fester Taktung jeden Tag zu einer festen Uhrzeit.
  3. Weiten Sie stetig aus! Wenn Ihnen dies gelingt und Freude bereitet, weiten Sie die tägliche Zeit stetig aus.

Schaffen Sie sich Zeit und Platz für die Dinge, die Sie wirklich tun möchten und die Sie voranbringen. Lassen Sie all das los, was Ihnen noch Energie raubt. Hier eine Übung dazu:

 

 

Realisieren, Delegieren, Loslassen

Nehmen Sie sich drei leere Blätter, und schreiben Sie auf, was Sie schon immer mal längst gemacht haben wollen – Pläne, Träume, Ideen, unerfüllte Wünsche etc. Geben Sie diesen drei Blättern nun je eine dieser Überschriften:

Realisieren:

Schreiben Sie auf, was und bis wann Sie die Sachen realisieren wollen. Und was Sie morgen als ersten Schritt tun.

Delegieren:

Schreiben Sie auf ein Blatt alle Dinge, die Sie delegieren können. Schreiben Sie nach der Auflistung jeweils einen Namen dahinter!

Loslassen:

Wenn die Liste mit allem, was Sie endgültig loslassen wollen, fertig ist, lesen Sie alles noch einmal in Ruhe durch, entscheiden Sie sich bewusst für das Loslassen dieser Inhalte. Und dann zünden Sie diese Liste an und werfen sie brennend in ein Gefäß mit Wasser, so dass Sie das Zischen hören können. Nach dem Loslassen lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas Positives.

 

 

 

Über den Autor:

Marcel Kaffenberger ist seit vielen Jahren erfolgreicher Master Coach und Change Manager und begleitet Privatpersonen, Führungskräfte und namhafte Persönlichkeiten aus Öffentlichkeit und Sport auf Ihrem Weg der Veränderung.