Hallo meine lieben Sterneneltern,
hier ist euer Sternenkind. Ich möchte euch in diesem kleinen Brief einen ersten Gruß zurück auf die Erde senden und euch berichten, wie es mir bisher ergangen ist!
Meine Reise in den Himmel war wirklich aufregend. Bisher bestand meine Welt ja nur aus dem schützenden Raum deines Bauches, Mama. Dort war es zwar etwas eng aber ich hatte mich doch irgendwie an mein behagliches Plätzchen gewöhnt – auch wenn es von Tag zu Tag kleiner zu werden schien! Umso überraschter war ich, die schier unendlichen Weiten der Erde zu sehen! Kaum raus aus deinem Bauch ging die wilde Fahrt auch schon los. Von den Winden getragen, durfte ich mir drei Orte auf der Erde ansehen.
Weil ich gar nicht wusste, was ich mir zuerst ansehen möchte, dachte ich an einen Ort, der genauso warm war, wie mein bisheriges zuhause.
So verschlug es mich zunächst nach Afrika, wo ich mich hinter den Ohren eines Elefanten vor der Hitze schützen konnte! Zum Glück war der große graue Riese so freundlich und hat mich eine Weile bei sich aufgenommen, die Hitze war wirklich kaum auszuhalten! Mit der Herde kamen wir an einigen Löwen und Tigern vorbei. Auf den ersten Blick sahen sie wirklich bedrohlich aus. Die Elefanten haben mir aber verraten, dass man keine Angst vor ihnen haben muss. Als dann tatsächlich einmal ein Tiger versuchte, dem Elefanten das Bein anzuknabbern, da hat der Elefant den Tiger einfach mit Wasser bespritzt. Durch seinen langen Rüssel konnte er auch richtig gut zielen und hat den Tiger direkt im Auge erwischt! Oh man, hat der sich erschrocken! So schnell hat man einen Tiger noch nicht Reißaus nehmen sehen! Wir haben alle herzlich gelacht!
Kurze Zeit später ging meine Reise auch schon weiter, ich konnte mich gerade noch rechtzeitig verabschieden!
Meinen nächsten Zwischenstopp machte ich in Amerika. Hier habe ich eine tolle Aussicht genießen können, als ich eine Weile in der Freiheitsstaue verbracht habe! Direkt unterm linken Auge hat es mir am besten gefallen! New York schien mir eine tolle Stadt zu sein, es waren immer so viele Menschen unterwegs. Alle hatten ganz unterschiedliche Ziele, es ging zu wie auf einem Ameisenhaufen. Trotzdem schienen am Ende des Tages alle zufrieden zu sein. Ich habe mal mit einer Taube sprechen können, die an der Freiheitsstatue vorbei kam. Sie sagte, in New York würde man als Taube ein schönes Leben leben. Überall könne man vom Boden essen! Wie sie das wohl gemeint hat? Das werde ich wohl nie erfahren, denn kurz darauf schlug die Taube mit ihren Flügeln und war schon bald hinter einem Taxi verschwunden. Ich machte es der Taube gleich und fuhr mit einem Taxi durch die Stadt. Im Central Park traf ich auf eine Ente, die mir anbot, mit ihr etwas zu schwimmen. Auf dieses Angebot ging ich gerne ein! Es war ein phantastischer Ausflug. Die Ente fing ein paar Fische für uns und wir genossen sie am Abend, während wir den Sonnenuntergang hinter der Skyline der Stadt beochateten. Gerne wäre ich länger geblieben, doch musste ich mich wieder einmal viel zu früh verabschieden und machte mich daher auf zu meinem letzten großen Stopp auf der Erde. Ich landete in Australien – genauer gesagt: mitten im Great Barrier Reef. Hier überraschte mich die Welt mit den strahlensten Farben. Überall glitzerte und funkelte es! Das habe ich wirklich genossen! Als eine Schildkröte an mir vorbei kam, fragte ich sie, ob sie mich ein Stückchen mitnehmen könne. Ohne sich umzudrehen sagte sie: Ja, klar! Spring einfach auf meinen Rücken und halte dich gut fest! Das war eine rasante Fahrt kann ich euch sagen! Wir mussten aufpassen, dass wir nicht von den Korallen aufgeschlitzt werden. Als ich die Fahrt gerade so richtig genoss, wurden wir urplötzlich von Haien angegriffen. Die Schildkröte schwamm so schnell sie konnte und hat ganz wilde Haken geschlagen. Bei einem dieser Haken bin ich von ihrem Rücken gerutscht und in einer Muschel gelandet. So entkam ich den Haien. Hoffentlich hatte mein treuer Fahrer ähnliche viel Glück.
Nur eine kurze Zeit später wurde die Muschel an Land gespült und mit einem lauten Krach geöffnet. Der Wind erfasst mich. Ich flog immer höher und höher und die Erde wurde immer kleiner. Auf einmal war ich schon über den Wolken und hier wurde es richtig aufregend. Ich hörte wunderschöne Musik und hinter der nächsten Wolke sah ich ganz viele Kinder, die lachten und mit einander spielten. Eines der Kinder erblickte mich und kam direkt auf mich zu. Es fragte nach meinem Namen und meiner Geschichte und ich berichtete ihm von meiner Reise durch die Welt! Es nahm mich mit zu seinen Freunden und wir spielen eine Weile fange und verstecken. Als wir alle total erschöpft waren, ließen wir uns einfach in die weichen Wolken fallen. Die anderen Kinder erklärten mir, wo ich nun gelandet war! Ich bin im Reich der Sternenkinder angekommen. Alle Kinder hier haben nur einen kleinen Moment auf der Erde verbracht! Und alle haben, so wie ich, drei Orte auf der Welt bereist, bevor sie hierher kamen. Diese Orte, so sagt man, bedeuten unseren Eltern ganz viel. Manchmal, weil sie dort bereits wunderschöne Dinger erlebt haben, noch weit bevor es uns gab, manchmal aber auch, weil unsere Eltern an diesen Orten noch wunderschöne Dinge erleben werden! Ein Junge hat zum Beispiel eine Zeit auf einer Schaukel in einem Apfelbaum verbracht. Wie sich später herausstellte, hatten seine Eltern sich dort im Jugendalter das erste Mal geküsst und ihre Initialen in den Baum geritzt. Ein Mädchen war an einem Wasserfall. Nachdem sie schon eine Weile im Reich der Sternenkinder war, haben ihre Eltern sich an eben diesem Ort die ewige Treue geschworen! So hat hier jedes Kind seine ganz eigene Geschichte.
Uns geht’s hier oben sau gut! Wir spielen den ganzen Tag, trinken Limonade oder liegen einfach nur auf den Wolken rum. Es gibt hier keinen Neid und keine Streit, keine Kämpfe um Macht oder um Geld. Wir genießen einfach, dass wir uns haben! Manchmal, da können wir sogar auf die Erde runtersehen. Wir sehen euch dann und freuen uns, dass wir euch ganz nah sein können. Wir spüren dann, dass, obwohl wir doch nur kurz bei euch sein konnten und so weit von euch entfernt sind, trotzdem einen Platz in eurem Herzen haben. Um euch einen kleinen Gruß zu hinterlassen, umarmen wir euch dann! Für euch fühlt es sich wie ein kurzes Kribbeln irgendwo an eurem Körper an! Hoffentlich kitzelt euch das nicht!
Wenn sich die Wolkendecke dann wieder schließt, winken wir euch noch für einen kurzen Moment und sind dann glücklich, dass wir eure Kinder sein dürfen. Es dauert meist nicht lange, bis wir eine große Kissenschlacht beginnen und uns nur kurze Zeit später völlig erschöpft in die Wolken fallen lassen.
Als ich euch das letzte Mal besucht habe, war ich ganz stolz auf das, was ich sehen durfte! Ihr beiden habt euch ganz fest in den Armen gelegen. Man hat eure Liebe bis hier oben gefühlt. Es war wirklich schön, dass ich diesem Moment mich euch teilen durfte!
So ihr Lieben, so viel von mir! Ich muss jetzt auch weiter. Gestern wurde hier ein Mädchen zur großen Schwester! Ihre Eltern haben einen kleinen Jungen zur Welt gebracht! Wir sind schon alle ganz gespannt, wie der Kleine wohl heißt! Und dann müssen wir uns noch überlegen, wer als erstes auf ihn aufpasst! Da fällt mir ein, dass ich euch das noch schnell erzählen muss! Wir, die Bewohner aus dem Reich der Sternenkinder, wachen gemeinsam über unsere Geschwister und Eltern. Wann auch immer wir von hier oben sehen, dass einer von euch in Gefahr ist, versuchen wir als Team alles, um euch vor diesen zu bewahren. Wir nennen uns deshalb auch „Die Arme der Schutzengel“.
So jetzt muss ich wirklich los! Es gibt hier noch so viel zu entdecken und ständig passieren neue Dinge!
Wir lieben euch,
eure Sternchen!
In Gedenken an Franziska †23.10.2015