Wann bin ich als Digitalnormade gescheitert?

Es gibt unzählige von Gurus, die uns vorleben, wie unser Leben aussehen könnte. Sie zeigen und erklären uns, wie sie mit ihrem YouTube-Kanal, Instagram-Profil oder ihrem Blog ein Vermögen verdienen.

Jahre lang habe ich auch davon geträumt ein solches Leben zu führen. Angefangen hat alles mit Rich Dad, Poor Dad und nachdem ich die 4 Stunden Woche ein drittes Mal gelesen hatte, war die Kündigung meines Arbeitsverhältnisses eine beschlossene Sache (Vorsicht! Die beiden Bücher bergen ein hohes Suchtpotenzial). Mir ging es nicht darum, berühmt zu werden oder viele Follower zu haben, ich wollte das Leben dieser Menschen führen.

 

Arbeiten, wann immer ich will

Bei mir lag die Motivation wirklich darin, nicht arbeiten zu müssen! Ich wollte mir die Zeit frei einteilen und im besten Falle mit jedem Blog-Artikel etwas reicher werden. Meine Rechnung sah wie folgt aus: Jeder Artikel wird über die Suchmaschine gefunden und durch die Affiliate-Links verdiene ich Geld.

 

Aller Anfang ist schwer

Unser erster Blog ging online (leider haben wir diesen nicht mehr, sonst hätte ich gerne mal einen Screenshot geteilt), wir haben all unsere Facebook-Freunde eingeladen und allen Interessierten eine nette E-Mail geschickt. Mit weit über 1.000 Seitenaufrufen am ersten Tag waren wir mehr als begeistert und dachten, wir seien auf dem richtigen Weg.

Die ersten Artikel wurden durch den Dreck gezogen und ich musste in allen Foren und bei uns auf der Seite meinen Standpunkt vertreten… das verlängerte Wochenende in der Heimat war dadurch keine Erholung, sondern reiner Stress. Es ist wohl doch etwas mehr Arbeit!

 

90% des Traffics kommt über Facebook

In den ersten Monaten „lebten“ wir davon, dass wir unsere Artikel auf unserer Facebook-Seite gepostet haben und die Artikel in allen relevanten Gruppen geteilt haben. Es war ein voller Erfolg, wenn wir mal 10 User hatten, die uns über die Suchmaschine gefunden haben. Damit kann man nicht arbeiten!

 

2 Jahre später

Wir haben andere Autoren gefunden, die kostenfrei für uns schreiben. Wir haben jeden Monat Gastartikel, viele Artikel-Kooperationen, einen mehr oder weniger erfolgreichen Newsletter, viele profitable Affiliate-Kooperationen und vieles mehr.

 

Haben wir unser Ziel erreicht?

Nein!!! Wenn wir Leser und SEO-optimiere Artikel wollen, müssen wir es selbst machen (bei vielen anderen kommt einfach keine Qualität), erfolgreiche Gastartikel müssen gut und fair verhandelt werden (da reichen oft nicht nur 2-3 E-Mails, sondern es sind einige Telefonate nötig), ein Newsletter, der sich wirklich abhebt bedeutet viel Arbeit und muss jedes Mal fehlerfrei sein …

All das ist kein passives Einkommen, es ist ein Fulltime-Job, der meist nicht gut bezahlt wird. Sorry, der in unserem Fall und bei den uns zur Verfügung stehenden Alternativen in der freien Wirtschaft nicht gut bezahlt ist.

 

Höhere Lebensqualität???

Von 9- 18 Uhr in einem Büro zu sitzen, ist lästig. Der Druck von oben wird nicht kleiner und wir werden nicht jünger. Zudem habe ich beim Homeoffice einen Anfahrweg von ein paar Sekunden und muss nicht jeden Morgen von einer Ampel zur nächsten kriechen oder neben schlecht gelaunten Leuten in der Bahn stehen. All das führt dazu, dass wir davon träumen in die Selbstständigkeit abzutauchen.

 

Selbstständig = selbst und ständig

Diesen Spruch habe ich während meiner Ausbildung sehr häufig gehört und jetzt verstehe ich ihn. Wer mit seinem eigenen Blog und seiner eigenen Marke erfolgreich werden möchte, der steht nachts noch mal auf, sitzt abends nicht neben der Partnerin auf der Couch und hängt ständig am Handy… (Warnung: Das gilt nicht für alle, aber so sah mein Leben aus).

Das ist nicht die Lebensqualität, die ich mir erhofft habe. Auch wenn ich mir die Zeit sehr gut einteilen konnte und so natürlich viel Zeit für meine Tochter und Frau habe.

 

Ziel erreicht?!

Ich habe mein Ziel nicht erreicht und daher stellt sich die Frage, wie geht es weiter? Als ich damals meinen Job gekündigt habe, um dieses Unternehmen aufzubauen, habe ich mir eine Deadline gesetzt. Die damals definierten Ziele werde ich wahrscheinlich nicht erreichen.

In dieser Zeit habe ich unglaublich viel gelernt (95% des Traffics kommt durch die Suchmaschine, kleine WordPress-Projekte ziehe ich an einem Wochenende auf, usw.) und mit jedem Projekt wird man besser.
Dennoch träumt man bei jedem neuen Projekt von dem großen Durchbruch und glaubt es jetzt geschafft zu haben. Am Ende des Tages hat es dann aber doch nicht sein sollen.

 

Die Frage aller Fragen

Wann lässt man es gut sein? Egal welche Biografie man aufschlägt, alle sind sie mehrfach gefallen! „Scheitern gehört dazu“ hört man jeder Ecke. Ich kann diese Motivationsbilder auf den ganzen Kanälen nicht mehr sehen!

Ich weiß, dass ich auf hohem Niveau jammere, da ich heute nicht hoch verschuldet bin, sondern sogar Geld verdient habe, dennoch habe ich meine Ziele nicht erreicht.

 

Die Lösung / die Lösungen

Was ist jetzt richtig? Sich einen Job suchen und die Sachen am Rande weiter bespielen, oder noch einmal All-In gehen? Das heißt, ein bis zwei weitere Programmiersprachen lernen und all das auf ein ganz neues Level anheben! Denn eine Webseite mit etwas Content zu bespielen, dass kann jeder.

Ich erwarte nicht, dass ihr den Kram bis zum Ende gelesen habt und erwarte daher auch keine Lösungsvorschläge in den Kommentaren, trotzdem freue ich mich natürlich über eure Geschichten.

 

PS: Die angesprochenen Beispiele beziehen sich natürlich nicht auf MännerTagebuch.de